2) DER BARMHERZIGE VATER


Barmherzigkeit ist keine leichte Sache!

Dieser Bibeltag bietet die Chance in einer Gruppenphase zu arbeiten. Dabei sind bis zu vier Gruppen möglich, je nach Zahl der Gruppenleiter/-innen bzw. den räumlichen Möglichkeiten. Es geht bei diesem Familien- bzw. Kinderbibeltag darum, das Gleichnis des barmherzigen Vaters neu zu entdecken. Dabei werden verschiedene Perspektiven eingenommen: die Rolle des Vaters (der Eltern), die Rolle des verlorenen Sohnes, die Rolle des daheimgebliebenen/neidischen Sohnes und die Rolle der Freunde. Der Bibeltag kann mit einer gemeinsamen Wort-Gottes-Feier beendet werden.

Material

  • Wäscheklammern
  • Kerze
  • Bibel
  • Schatzkiste
  • Legetücher (viele Farben)
  • Biblische Erzählfiguren o.ä.
  • Papierstreifen
  • Sonne aus Tonpapier (Druckvorlage)
  • Wolke aus Tonpapier ( Druckvorlage)
  • Arbeitsblatt Sonne und Wolken ( Druckvorlage)
  • Bibelhits CD 4, Lied 6 ( Ausleihe)
  • Requisiten für das Spiel
  • Gedankenblasen auf Papier (Druckvorlage)
  • Stifte
  • Kleber
  • Scheren
  • AB mit Haus und Weg ( Druckvorlage)
  • Erzählvorlagen ( Vorlage)
  • Arbeitsblatt „menschliche Umrisse“ ( Druckvorlage)
  • Plakate
  • Malkreide
  • Endlosrolle
  • Gummibärchen
  • CD Player
  • Garn bzw. Wolle zum Basteln von Freundschaftsarmbänder
  • Wort-Karte „Herz“ ( Bestellmöglichkeit)

Übersicht über den Ablauf des Tages

Ankommen 15 Minuten

  • Kennenlernen
  • Namensschilder: Wäscheklammer mit Tonpapierherz

Gemeinsamer Beginn 30 Minuten

  • Lied: Wenn einer sagt ich mag dich du
  • Einstimmung ins Thema: Barmherziger Vater
    Kinder und Eltern lernen die Geschichte des barmherzigen Vaters/des verlorenen Sohnes kennen
    Verschiedene Dimensionen der Beteiligung an der Geschichte werden herausgearbeitet (vgl. Perspektiven der Workshops)

Workshops 45 Minuten

Pause 15 Minuten

  • Getränke und kleiner Snack
  • Spiel

Abschlussgottesdienst 30 Minuten

  • Geschichte in Beziehung setzen
  • Für wen steht der Vater in der Geschichte?
  • Für wen steht der Sohn?

Versöhnungsfest 45 Minuten

  • Getränke
  • Brezeln und Kuchen
  • Spiele

Gemeinsamer Beginn

Einstieg 

Das Lied dient als Einstieg in den Nachmittag. Es passt zum Thema des Kinderbibeltags bzw. des Familienbibeltags.
Lied zum Thema „Wenn einer sagt ich mag dich du“

Gebet

Das Gebet kann im Stehen im Kreis oder im Sitzkreis oder in anderer Form gebetet werden. Schön wäre es dabei eine Kerze zu entzünden und die Bibel in die Mitte zu legen.

  • Kerze wird entzündet
  • Bibel (Unser gemeinsames goldenes Wort) wird in die Mitte gelegt.
  • Die Gruppe betet gemeinsam oder der Veranstaltungsleiter/die Veranstaltungsleiterin betet das Gebet:

Guter Gott,
danke, dass wir uns heute treffen, um in unserem Schatz der Bibel unser ganz persönliches goldenes Wort, unseren persönlichen Schatz zu finden. Wir spüren, dass du jetzt hier bei uns bist, im Zeichen der Kerze und im Wort. Lass uns nun die richtigen Worte finden, wenn wir miteinander sprechen, wenn wir eine Geschichte aus der Bibel für uns neu entdecken. Lass uns geduldig und respektvoll miteinander umgehen und lass uns deine Nähe erfahren. Amen.

Bezug zur alltäglichen Situation 
In die Mitte werden eine große gebastelte Sonne und eine große aus Tonpapier gebastelte Wolke einander gegenüber gelegt. 
Kinder entdecken die Mitte und beschreiben was sie sehen.
Kinder werden dazu angeregt darüber nachzudenken wofür Sonne und Wolke stehen können: für sonnige Tage (alles ist gut, alles gelingt, alles ist fröhlich….) und für wolkige Tage (manches ist traurig, jemand ist alleine, es scheint nichts zu klappen….).
Auch in unserem Leben gibt es solche sonnigen und wolkigen Momente. Es ist uns sonnig ums Herz durch äußere Einflüsse; es kann aber auch an uns selbst liegen….z.B.: 
Kinder sammeln sonnige Eigenschaften, gute Seiten an sich selbst:

  • Ich bin oft fröhlich, weil ich gerne lache.
  • Ich bin hilfsbereit…
  • Ich bin dankbar…

Für unsere guten Eigenschaften und sonnigen Seiten werden wir gerne gelobt.
Es gibt aber auch wolkige Eigenschaften, schlechte Seiten an uns selbst: 

  • Ich bin neidisch…
  • Ich bin unzuverlässig…
  • Ich bin egoistisch….

Für unsere schlechten Eigenschaften werden wir nicht gelobt; manchmal ist es für uns selbst ganz schwer diese auszuhalten.

Einführung zur biblischen Geschichte: Lk 15,11-32
Wir hören nun eine Geschichte aus der Bibel, die auch sonnige uns wolkige Momente hat; bei der wir Menschen mit guten und schlechteren Seiten kennenlernen.
Spitzt eure Ohren und hört gut zu:

Aus Tüchern ist ein Haus gelegt, darauf stehen drei Figuren (Vater und 2 Söhne)
Ein Mann hatte zwei Söhne.
Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.

Wegstück wird gelegt (braunes Tuch)
Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.

Weitere biblische Erzählfiguren, Häuser aus Tüchern, Leben in Saus und Braus, grüne Tücher
Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land und es ging ihm sehr schlecht.

Schwarzes Tuch
Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.
Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.
Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um.

Violettes Tuch
Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.
Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.

Grünes Tuch
Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Rotes Tuch
Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat.

Graues Tuch unter den älteren Sohn
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.
Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.
Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.
Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Unterschiedliche Perspektiven einnehmen
Die Kinder werden dazu angeleitet die unterschiedlichen Perspektiven der Personen in der Geschichte wahrzunehmen.

  • Perspektive des verlorenen Sohnes „Das war nicht gut…“
  • Perspektive des (barmherzigen) Vaters „Schritt für Schritt zur Versöhnung“
  • Perspektive des daheimgebliebenen Sohnes „Geschwisterliebe?!“
  • Perspektive der „Freunde“ auf dem Weg „Wahre Freunde?!“

Gemeinsam: alle haben sonnige und wolkige Momente erlebt.
Wir wollen uns nun in der Workshopphase mit einer Perspektive im Besonderen auseinandersetzen.
Kinder ordnen sich „ihrer“ Person/Perspektive zu und gehen in ihre Gruppenräume.
Die Eltern und Erwachsenen beschäftigen sich mit der Vaterrolle.


Perspektive des verlorenen Sohnes „Das war nicht gut…“ (Alter: 6-10 Jahre)

Einstieg
GL legt Kleidungsstücke, Umhänge, Wanderstab, Eimer, Rechen, Spaten oder Harke, neue Kleider, einen Hut, einen modernen Schal, eine Sonnenbrille, kleine Schatztruhe in die Mitte
Kinder erkennen in den Gegenständen mögliche Requisiten zur Geschichte des verlorenen Sohnes.
Rollen werden verteilt.

Erarbeitung
Die Geschichte wird anhand des Liedes „Dem Klaus gefällts nicht mehr zu Haus“ (Bibelhits CD 4, Lied 6) erarbeitet. 
Wenn die CD nicht vorhanden ist, können die Strophen auch vorgelesen und mit pantomimischem Spiel unterlegt werden.
„Dem Klaus gefällts nicht mehr zu Haus“
Text: Rolf Krenzer
Musik: Reinhard Horn
aus: Buch/ CD-Paket „Bibelhits“
© KONTAKTE Musikverlag, 59557 Lippstadt

Die Geschichte wird aus der Perspektive des Sohnes gesungen. Er heißt Klaus.
Kinder spielen mit Hilfe der Spielideen die Geschichte pantomimisch passend zum Text.

  1. Dem Klaus gefällts nicht mehr zu Haus. Er will weit in die Welt hinaus. Sein Vater sagt: „Bleib doch bei mir und lebe wie dein Bruder hier.“ „Ich gehe weg“, sagt Klaus, „ja, zahl mir, ja, zahl mir, zahl mir meinen Erbteil aus.“

    Spielidee: Klaus tritt vor seinen Vater und will seinen Erbteil ausgezahlt bekommen. Der Vater legt beide Arme um seine beiden Söhne. Auch der Bruder bittet mit Gesten Klaus hier zu bleiben.
  2. Wie Klaus es will, so wird’s geschehn. Er lässt ihn schweren Herzens gehen und zahlt ihn aus, gibt Schein für Schein. Klaus steckt das Geld zufrieden ein, fühlt sich wie Hans im Glück und blickt nicht und blickt nicht und blickt nicht mehr zurück.

    Spielidee: Schließlich holt der Vater das Geld aus der Kassette und überreicht es Klaus. Sein Bruder steht dabei und schüttelt den Kopf. Dann greift er nach seinem Arbeitsgerät (Eimer, Rechen, Spaten oder Harke) und geht aufs Feld. Klaus steckt das Geld ein, überzeugt sich, dass er alles in seinen Taschen hat und geht schnellen Schrittes davon.
  3. Klaus hat die Taschen voller Geld. Das ist es was bei allen zählt. Und er spendiert gern, lädt gern ein, da stellen sich bald Freunde ein. Es werden immer mehr und Klaus ist und Klaus ist und Klaus ist plötzlich WER!

    Spielidee: Klaus geht stolz umher, findet bald Freunde und lässt sich feiern. Er spendiert Lage um Lage und wird von allen Seiten gegrüßt und beklatscht.
  4. Ja Klaus, der führt ein großes Haus und gibt mit vollen Händen aus. Es lebt sich gut im Überfluss! Doch irgendwann ist damit Schluss und einmal sind, schaut her bei Klaus, bei Klaus, bei Klaus die Taschen leer.

    Spielidee: Man sieht es Klaus an, dass er im Überfluss lebt. Er bekommt neue Kleider, einen Hut, einen modernen Schal, eine Sonnenbrille usw. Er bezahlt mit vollen Händen, doch als er dann noch einmal in seine Hosentaschen greift, sind sie leer. Da nutzt es auch nichts, dass er sie nach außen kehrt.
  5. „Wie gut“, meint Klaus, „dass man ja dann bei seinen Freunden borgen kann. Lasst mich doch jetzt nicht so allein. Bald werd ich wieder flüssig sein. Doch seine Freunde gehen und sind nicht und sind nicht und sind nicht mehr zu sehn.

    Spielidee: Jetzt will Klaus von seinen Freunden etwas borgen, doch sie machen sich dünn, werden immer weniger. Klaus läuft hinter ihnen her, erreicht aber keinen und bleibt am Ende allein übrig.
  6. Er wollte in die Welt hinaus; jetzt siehts nicht gut aus für den Klaus. Kein Freund, kein Brot, kein Bett, kein Haus und keine Arbeit, alles aus. Wie soll das weitergehn? Muss er jetzt, muss er jetzt, muss er jetzt betteln gehen?

    Spielidee: Klaus zieht die teure Kleidung aus, gibt alles ab, bleibt hoffnungslos allein. Dann rappelt er sich auf und geht von einem zum anderen und fragt um Arbeit nach.
  7. Ein Mann wie Klaus ist ja nicht dumm, drum sieht er sich nach Arbeit um. Ein Arbeitsplatz? Man weist ihn ab. Und gute Stellen, die sind knapp. In der Landwirtschaft, da braucht man, da braucht man, da braucht man seine Kraft.

    Spielidee: Er hütet die Schweine, lässt dann die Schweine allein und macht sich auf den Weg zu seinem Vater.
  8. Er wird zuletzt für fast kein Geld als Schweinehüter eingestellt. Der letzte Job, er nimmt ihn an. Er ist am Ende, Mann o Mann. Und möchte lauthals schreien, die Welt ist, die Welt ist, die Welt ist so gemein. 
  9. Soll das wirklich sein Ende sein? Da fällt ihm noch sein Vater ein. Er ging nach Haus, wär selbst dann, auf Vaters Hof der letzte Mann. So lässt er alles stehn um gleich, um gleich, um gleich nach Haus zu gehen.
  10. Er wollte in die Welt hinaus; armselig kommt er jetzt nach Haus. Da kommt sein Vater gleich heraus und breitet beide Arme aus. Er hört den Sohn laut schreien: „Sag kannst du, sag kannst du, sag kannst du mir verzeihn?“

    Spielidee: Der Vater läuft ihm entgegen und nimmt ihn in die Arme. Als sein Bruder dazukommt, und mit Gesten zeigt, wie aufgebracht er ist, legt der Vater schließlich beide Arme um seine beiden Söhne wie zu Anfang des Spiels.
  11. Ein guter Vater, der verzeiht dem Sohn, der alles so bereut. Ruft auch der Bruder: „Er ist schlecht und Vater du bist ungerecht!“ Er sagt: „Freu dich mit mir. Mein Sohn ist, mein Sohn ist, mein Sohn ist wieder hier!“

Vertiefung
Mit Tüchern wird ein helles, freundliches Haus in die Mitte gelegt: Haus des Vaters. Zu diesem Haus führt ein langer Weg. An dessen Beginn sitzt eine zusammengekauerte biblische Erzählfigur. Die Kinder erkennen darin Klaus. Sie deuten seine Haltung und die Farbe des Weges unter ihm (schwarz). Er ist traurig und bereut seine Entscheidungen von zu Hause weggegangen zu sein, sein Geld verprasst zu haben und mit den falschen Menschen befreundet gewesen zu sein. Kinder begründen mit ihrem bisherigen Wissen. 

Die Kinder geben Klaus ihre Stimme, in dem sie seine Gedanken auf eine Gedankenblase schreiben, den anderen vorlesen und sie zur gekrümmten Figur legen.
Der Weg wird weiter gelegt…die Farben werden heller, zuerst grau, dann braun, dann sandfarben. Dieser Abschnitt wird mit den Kindern gedeutet. Das traurige und wolkige Gemüt verändert sich, besonders dann, als der Vater ihm verzeiht und ihn in die Arme schließt. Sonne wird zum Haus dazugelegt und gedeutet.

Sicherung
Die Kinder übertragen das Bild in der Mitte auf ein Arbeitsblatt, auf dem schon das Haus und der Weg zu sehen ist. Ihre Aufgabe ist es die Wegabschnitte entsprechend farblich zu der Gefühlswelt des Sohnes zu gestalten. Außerdem malen sie den Sohn auf den Anfang des Weges und kleben ihre Sprechblase dazu. Zum Haus malen sie die Sonne, zum Weg die Wolken. Zum Haus schreiben sie: „Ein guter Vater, der verzeiht dem Sohn, der alles so bereut.“ Arbeitsblatt, Buntstifte, Kleber, Schere


Perspektive des (barmherzigen) Vaters: „Schritt für Schritt zur Versöhnung“ (Alter: Erwachsene)

Einstieg
Geschichte wird vorgelesen

Ein Vater macht auch Fehler

Ganz geschafft kommt Herr Müller von der Arbeit nach Hause. Was heute wieder los war im Büro: ständig hat das Telefon geklingelt, an drei Orten sollte er gleichzeitig sein…eine Zerreißprobe. Wie sehr freut er sich auf einen gemütlichen Abend zu Hause mit seinen Kindern und seiner Frau. Doch schon als er die Haustüre öffnet schlägt ihm der Lärm durch das Toben der Kinder entgegen: lautes Schreien, Hüpfen, Fangen und alles mitten im Wohnzimmer, das außerdem wie ein Schlachtfeld aussieht…. Oh Nein…das wird kein erholsamer Feierabend….normalerweise würde sich Herr Müller einfach ins Getümmel setzen und mitlachen…doch heut geht das nicht…ein Lächeln kommt ihm erst recht nicht über die Lippen…stattdessen fängt er sofort an zu brüllen, verlangt nach Ruhe und schickt die Kinder ins Zimmer….
Nach einer halben Stunde in seinem Lieblingssessel fühlt es sich gar nicht mehr gut an….es tut ihm schrecklich leid…das war nicht in Ordnung…

Erarbeitung
„Einen Vater oder eine Mutter, die keine Fehler macht, den oder die gibt es nicht….“
Meine Rolle als Vater oder Mutter.

„So wünschen sich Kinder ihren Vater/Mutter….“
Er/sie soll ein guter Kumpel sein, sie mit ihren Macken gern haben, auch mal Blödsinn mitmachen, Geduld haben und nicht gleich schreien, Zeit haben um mit ihnen zu reden, ihre Problem nicht herunterspielen, gerecht sein und kein Kind bevorzugen, auch ein schlechtes Zeugnis akzeptieren, großzügig verzeihen können, sich entschuldigen, wenn er/sie etwas falsch gemacht hat. Gibt es einen Vater/eine Mutter, die diesen Anforderungen immer gerecht werden kann???

Arbeitsblatt mit zwei Spalten, die mit Sonne und Wolke überzeichnet sind.
Ich werde mir als Elternteil klar über sonnige Momente meiner Rolle und über wolkige Momente. Ich sammle diese und tausche mich mit meinem Nachbarn darüber aus.

Vertiefung
Idealbild des barmherzigen Vaters im Gleichnis….(Barmherziger Vater = Gott).
Unsere Rolle als Vater oder Mutter hat immer beide Seiten (Wolke und Sonne). Wir können aber an einer Versöhnungsstrategie (Schritt für Schritt) arbeiten, die wir in unserer Familie pflegen wollen.
Kleingruppen zu je 4 Personen erarbeiten ihre Versöhnungsstrategie, die jede/r zu Hause adaptieren und verändern kann.

Austausch
Die Gruppen tauschen sich über ihre Ergebnisse aus.

Abschluss
Geschichte wird vorgelesen

Ein Kind macht Fehler

Gandhi erzählte einmal aus seinem Leben. Als ich 15 Jahre alt war, stahl ich meinem Vater ein goldenes Armband, verkaufte es und bezahlte mit dem Geld Schulden, die ich gemacht hatte. Lange Zeit beschäftigte mich diese Tat. Am liebsten wollte ich meinem Vater alles erzählen und erklären. Doch als ich vor ihm stand, brachte ich kein Wort heraus, so sehr schämte ich mich. In meiner Not kam mir aber trotzdem eine Idee: ich schrieb alles auf einen Zettel, den ich meinem Vater zitternd überreichte. Er las ihn und schloss eine Weile die Augen. Dann zerriss er den Zettel, nahm mich in seine Arme und sagte: „Es ist gut.“ Von da an hatte sich etwas zwischen uns verändert. Ich hatte ihn noch viel lieber als vorher.
Anmerkung: Gandhi befreite Indien ohne Gewaltanwendung aus der Herrschaft der Engländer.


Perspektive des daheimgebliebenen Sohnes „Geschwisterliebe?!“ (Alter: 10-13)

Einstieg
Gruppenleiter erzählt mit eigenen Worten die Geschichte des verlorenen Sohnes. Dabei verteilt er ständig an ein Kind Gummibärchen und fordert es auf diese auch zu essen. Die Gummibärchen sind nur für das eine Kind bestimmt. Er erzählt so lange und verteilt so lange Gummibärchen bis die Gruppe sich anfängt zu beschweren…“Das ist aber ungerecht, total unfair, wir wollen auch Gummibärchen…“

Die Gruppe klärt mit dem Gruppenleiter wie die Gefühle sich gegenüber den anderen, gegenüber dem Kind mit den Gummibärchen und gegenüber dem Gruppenleiter verändert haben. Die Gruppe versucht diese Situation auf die Situation der beiden Brüder im Gleichnis zu beziehen.

  • Ungerechte Behandlung durch den Vater (durch den Gruppenleiter/die Gruppenleiterin)
  • Neid beim älteren Bruder (Neid bei den anderen Kindern der Gruppe)
  • Enttäuschung beim älteren Bruder (Enttäuschung bei den anderen Kindern der Gruppe)
  • Bevorzugte Behandlung des Jüngeren (des Beschenkten)
  • Schlechtes Gewissen beim Jüngeren (beim Beschenkten) Erzählvorlage

Erarbeitung
Die Gruppe wird geteilt und erhält jeweils den Arbeitsauftrag die gehörte Geschichte als kleines Theaterstück nachzuspielen. Dabei geht es vor allem darum in den beiden Gruppen den Blick auf den älteren Bruder zu lenken (am Anfang der Geschichte, während sein Bruder unterwegs ist und am Ende der Geschichte). Dabei soll eine Gruppe möglichst nah beim Erzählverlauf der biblischen Geschichte bleiben, während die andere Gruppe ganz neue Gedanken und Gefühle des älteren Bruders ins Spiel bringt.
Die Gruppen haben Zeit zur Erarbeitung.
Die Gruppen präsentieren ihr Theaterstück.
Die dargestellten Gedanken und Gefühle werden herausgearbeitet und auf eine Endlosrolle mit menschlichem Umriss (Bild des älteren Bruders) notiert. Beide Sichtweisen werden nebeneinander gestellt und verglichen.
Im Anschluss wird überlegt wie sich durch die Veränderung der Gefühle des Älteren auch die Gefühle des jüngeren Bruders und des Vaters verändern. (Evtl. können diese in weiteren Umrissen notiert werden).

Vertiefung und Sicherung
Kinder sammeln Ideen, in welchen Situationen sich die Gesamtsituation und die Gefühle aller Beteiligten verändern können, wenn sie ihre eigenen Gefühle und Gedanken reflektieren und verändern. Sie erhalten ein Arbeitsblatt mit zwei menschlichen Umrissen, das sie mit den Gefühlsveränderungen beschriften und diese Veränderungen durch die Farbgebung zusätzlich zum Ausdruck bringen. Arbeitsblatt mit zwei menschlichen Umrissen,
Buntstifte, auch Wachs-malstifte oder Malkreide geeignet.

Abschluss Lied: „Wo Menschen sich vergessen…“


Perspektive der „Freunde“ auf dem Weg „Wahre Freunde?!“ (Alter: 6-10 Jahre)

Einstieg
Die Gruppe teilt sich in zwei Gruppen. In der Mitte liegt jeweils ein Plakat mit der Überschrift „Freundschaft heißt…“ und „Alleinsein heißt…“. Die Kinder machen sich darüber Gedanken was eine gute Freundschaft ausmacht, was dazugehört. Allerdings unterhalten sie sich nicht mündlich, sondern in einem „Schreibgespräch“, bei dem sie auch Antworten anderer kommentieren, mit Frage- oder Ausrufezeichen versehen und eine geschriebene Unterhaltung führen. Die Kinder tauschen sich dann mündlich über ihre Plakate und Ideen aus.
2 Plakate „Freundschaft heißt…“ und „Alleinsein heißt…“

Erarbeitung
Schreibt ein Elfchen zum Thema Freundschaft; setzt euch dabei damit auseinander, was Freundschaft für euch ganz persönlich bedeutet:
1. Zeile = das Wort »DU«
2. Zeile = zwei Wörter
3. Zeile = drei Wörter
4. Zeile = vier Wörter, 1. Wort »Ich«
5. Zeile = das Wort »Freundschaft«
Die Kinder stellen sich ihr erarbeitetes Elfchen gegenseitig vor.

Vertiefung
Für eine besondere Freundin/einen besonderen Freund gestalten wir ein Freundschaftsarmband, das wir aus verschieden farbigen Wollfäden flechten. Dabei soll jede Farbe, eine Dimension der Freundschaft zum Ausdruck bringen (jedes Kind wählt zwischen 3-6 Farben). 

Die Kinder dürfen aber auch ein Freundschaftsband mit Jesus knüpfen, das die verschiedenen Dimensionen der Freundschaft zu ihm zum Ausdruck bringt (3 bis 6 Farben).
Verschieden-farbige Wollknäule
Abschluss Lied: „Wenn einer sagt ich mag dich du…“ Liedblatt


Abschlussgottesdienst

Eingangslied
Gottes Liebe ist so wunderbar…“

Eröffnung

Gebet

Guter Gott, wir sind hier versammelt zum Abschluss eines bunten und schönen Kinder-/Familienbibeltags. Wir haben gespürt, dass du da bist. Bleib auch jetzt in unsere Mitte. Amen.

Geschichte
Kinder aus der ersten Workshopgruppe spielen die Geschichte zum Lied pantomimisch nach.

Deutungen
Zusammenfassend erzählen die verschiedenen Gruppen von ihren Perspektiven auf die Geschichte:

  1. Jüngerer Sohn
  2. Eltern
  3. Älterer Sohn
  4. Freunde

Übertragung und Katechese
Für wen sind der Vater und die Kinder im Gleichnis ein Bild?
> Vater = Gott
> Kinder = wir

Auch wir machen Fehler, verhalten uns nicht so wie es die Regeln des Lebens und Zusammenlebens vorschreiben. Wir alle haben einen Vater im Himmel, der immer mit offenen Armen auf uns wartet und uns alles verzeiht….
Versöhnungsaspekt herausarbeiten, auf Versöhnungsfest zum Abschluss hinweisen.
Er hat immer ein offenes Ohr für uns und unsere Probleme, unsere Sorgen, für das, was wir falsch gemacht haben.
Er hört aber auch unsere Bitten….
Tücher vom Beginn und Erzählfiguren
Fürbitten Freie Fürbitten mit Antwortruf „Ubi caritas…“

Vater Unser
Alle fassen sich an den Händen.

Friedensgruß
Wir schenken uns gegenseitig den Frieden…das größte Geschenk, verbunden mit der Aktion, dass jede/r einem oder einer anderen eine der Visitenkarten der etwas anderen Art schenkt, die beim barmherzigen Vater im Haus liegen. Sie sind Zeichen, das auch wir – wie der gute Vater – einander vergeben können, in dem wir unsere Herzen weit öffnen und Liebe schenken.
Wort-Karte „Herz“ ( Bestell-möglichkeit)

Lied
 „Wo Menschen sich vergessen…“

Segen

Guter Gott,
wir danken dir, dass du bei uns bist. Dein Wort ist für uns ein großer Schatz, ein goldenes Wort!
Wir wollen dich und dein Wort mit in unseren Alltag, mit nach Hause, in die Schule nehmen. Lass uns spüren, dass du uns auf diesen unseren Wegen mit deinem Segen begleitest.
So segne uns der gute Gott:
der Vater, der Sohn und der Heiliger Geist.
Amen.


Schlusslied 
„Wenn einer sagt…“